Landkreis Miltenberg. Die Jusos Miltenberg starteten dieses Jahr wieder eine Aktion zum IDAHOBIT am 17.5.. Es ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. Nachdem die Jusos im vergangenen Jahr erreichten, dass die Regenbogenfahne vor vielen Rathäusern im Landkreis gehisst wird, wollen sie dieses Jahr darauf aufmerksam machen, weshalb dieses Zeichen der Solidarität mit queeren Personen so wichtig sei. Nach Ansicht der Jungsozialisten findet queer-Feindlichkeit im Landkreis Miltenberg immer noch statt. Um dies aufzuzeigen, haben sie konkrete Beispiele für queerfeindliche Erfahrungen und Einstellungen gesammelt.
In einer nicht-repräsentativen Umfrage, bei der mehr als 50 Personen teilnahmen, fragten die Jusos verschiedene Einstellungen ab. Von den Befragten gaben 73% an, Kontakt zu queeren Personen zu haben. Bei der Umfrage fiel auf, dass die meisten Personen offen gegenüber queeren Personen in der Gesellschaft seien. Besonders zeige sich das bei der Ehe für Alle, welche von 96% der Befragten befürwortet wird. 59% gaben jedoch auch an, dass sei Diskriminierung queerer Personen hier im Landkreis als Problem wahrnehmen. Dabei berichtete eine Person, dass sie einen queeren Arbeitskollegen hatte, welcher dafür stark diskriminiert worden sei. Eine Frage der Jusos zielte auch konkret auf Transfeindlichkeit ab. Auf die Frage „Glauben Sie, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt?“ antwortete jede fünfte Person, dass sie das nicht glaube. Dabei ist es wissenschaftlicher Fakt, dass es nicht nur männlich und weiblich als Geschlechter gibt. Diesem Umstand trug auch das Bundesverfassungsgericht Rechnung, indem es entschied, dass bei Angaben immer eine weitere Geschlechtsvariante zur Option stehen muss. Das zeigt, dass noch weitere Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, damit nicht nur die Mehrheit, sondern die gesamte Gesellschaft queere Menschen als solche anerkennt und unterstützt.
Als schockierend empfanden die Jusos einige direkt berichtete Erfahrungen, die aufzeigen wie sehr Diskriminierung im Alltag stattfindet. Weit verbreitet sind leider immer noch die Verwendung von „schwul“ als Schimpfwort oder auch die Frage an ein schwules Paar, wer denn die Frau sei. Beides impliziert, dass Homosexualität nicht vollständig normal sei. Weiter wurde berichtet, dass in einem Schwimmbad eine augenscheinlich männliche erwachsene Person in Badeanzug erschien, woraufhin sich andere Badegäste teilweise wegdrehten, verächtlich lachten oder sogar Würg-Geräusche von sich gaben. In einem anderen Fall traf ein lesbisches Paar Händchenhaltend auf eine Gruppe Senior:innen, woraufhin diese Sätze sagten, wie „Oh das ist ja ekelhaft“ oder „Gott können die das nicht zuhause machen“, was das Paar letztendlich dazu brachte, nicht-händchenhaltend weiter zu gehen. Diese Beispiele zeigen laut Jusos, wie verbreitet queer-Feindlichkeit weiterhin ist, auch wenn Außenstehende sie teilweise als solche gar nicht wahrnehmen. Da wundert es leider auch nicht, dass den Jusos Personen bekannt sind, die sich aus Angst vor solchen Diskriminierungen und der sozialen Folgen, nicht outen möchten. Es sei klar, dass ein Outing eine rein persönliche Angelegenheit sei und lange keine Pflicht. Dass solche Umstände diese Entscheidung jedoch maßgeblich beeinflussen, sei ein gravierender Missstand, der dringend aufgehoben werden müsse.
Die Jungsozialisten wollen das Thema daher weiter in die Öffentlichkeit tragen. Vor allem Debatten können einen großen Beitrag hierzu leisten. Die Jusos ärgert es umso mehr, dass einige Kommunalpolitiker:innen diese Diskussion offenkundig gezielt unterbinden wollen. Zuletzt war zu lesen, dass in Elsenfeld Herr Hohm von der CSU gegen das Hissen der Regenbogenfahne sei, „um eine Debatte zu vermeiden“. So verschließe man sich laut Jusos der Realität und werde zudem dem demokratischen Anspruch, Probleme gerade durch Debatten zu lösen, nicht gerecht. Auch Herrn Bürgermeister Berninger aus Erlenbach, ebenfalls CSU, warfen die Jusos in der Vergangenheit vor, die Augen zu verschließen. Daher heben sie hervor: „Der geschilderte Fall mit dem lesbischen Paar spielte sich übrigens im Erlenbacher Pavillon ab.“
Die Jusos machen weiter auf die Probleme aufmerksam, gehen sie an und stehen weiter hinter dem klaren Signal der Solidarität, die nicht umsonst in Form der Regenbogenfahne vor den Rathäusern weht.